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Botschafters in Frankreich, Otto Abetz. In seiner Eigenschaft als Botschaftsrat, später
Gesandtschaftsrat an der deutschen Botschaft in Paris leitete Ernst Achenbach die Politische
Abteilung. Er war mit verantwortlich für „Judenfragen“ und für die Deportation jüdischer
Menschen aus Frankreich. Aus dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich wurden
73.000 Kinder, Frauen und Männer jüdischer Herkunft direkt nach Auschwitz deportiert. Die
meisten wurden nach der Ankunft sofort vergast.
Auch Ernst Achenbach wurde in der Bundesrepublik
niemals gerichtlich zur Verantwortung gezogen. Seine
Mitwirkung an den Nazi-Verbrechen war für die FDP kein
Hinderungsgrund, ihn in den Landtag, in den Bundestag
und später ins Europaparlament wählen zu lassen. Seine
Mandate konnte er vor allem dazu nutzen, immer wieder
erfolgreich die Verfolgung von NS-Verbrechen zu
verhindern. Hätte es nicht massive Proteste, insbesondere
von Beate und Serge Klarsfeld gegeben, wäre Ernst
Achenbach in den 70er Jahren sogar zum Europakommissar
ernannt worden.
Die VVN-BdA stellte im Juni letzten Jahres einen Antrag an den Rat der Stadt Essen, eine
Mahntafel an der Geschäftsstelle der FDP in der Seidlstraße anzubringen als Mahnung, damit
solche Verbrechen nie wieder zugelassen werden.. Die im Auftrag des Auswärtigen Amtes
erarbeitete Studie „Das Amt und die Vergangenheit“* zeigt die verbrecherische Rolle der
Diplomaten in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten auf und benennt Ernst
Achenbach als einen der Täter. Doch der Stadtrat hat sich geweigert, sich mit dem Antrag der
VVN-BdA überhaupt zu befassen.
Als Schlussfolgerung aus der Studie über die verbrecherische Rolle des Auswärtigen Amtes sieht
der FDP-Politiker Gerhard Baum die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Nazivergangenheit
seiner Partei. Es sei an der Zeit, dies nachzuholen erklärte er gegenüber Frontal21 vom 16.11.2010.
Diese Auseinandersetzung hat es in der Essener FDP bis heute nicht gegeben, zumindest nicht
öffentlich.
Die VVN-BdA ruft die Essener Bevölkerung auf, am 27. Januar 2011 der Opfer des
Nationalsozialismus zu gedenken und gemeinsam mit uns symbolisch vor der Geschäftsstelle der
Essener FDP eine Mahntafel anzubringen mit einem Text, der auf die Mitwirkung von Ernst
Achenbach an der Deportation von Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager hinweist. Der
Text soll deutlich machen, dass Ernst Achenbach seine einflussreichen politischen Mandate in der
FDP dazu nutzte, NS-Verbrecher vor Strafverfolgung zu schützen. Die Tafel soll an die Täter
erinnern als Mahnung, damit solche Verbrechen nie wieder zugelassen werden.
Wer der Opfer gedenkt, darf nicht vergessen, dass es zahllose Täter gab. Die Mehrheit von ihnen
blieb straffrei.
* Eckart Conze/Norbert Frei/Peter Hayes/Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Blessing Verlag München 2010
Zur Seidlstraße kommt man vom S-Bahnhof Süd über die Brücke Richtung Rellinghausen, 2. Straße links in die Henricistraße, rechts Seidlstraße.
V.i.S.d.P.: Paul Schnittker, Ofterdingenstr. 90, 45279 Essen
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