Aus Essen stellt sich quer
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Januar 2016: Eine "Bürgerwehr" wurde in Essen gegründet
„Bürgerwehr“ will auftreten
NRZ/WAZ, 10.02.2016 Leserbrief Regeln unbekannt / Nicht aufwerten!
![]() NRZ / Essen, Rubrik Leser-Klartext,Mittwoch, 10.02.2016 Regeln unbekannt
Rainer Sonntag, per E-Mail |
WAZ/NRZ, 08.02.2016 Bürgerwehr plant weitere Aktionen
![]() WAZ/NRZ / Essen,Montag, 08.02.2016 Bürgerwehr plant weitere Aktionen
Gegen Unterstützung von Pro NRW
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Antifa Essen Z, 04.02.2016 PRO NRW und Neonazis unterstützen „Bürgerwehr“
NRZ, 04.02.2016 Leserbrief Frechheit
![]() NRZ / Essen, Rubrik Leser-Klartext,Donnerstag, 04.02.2016 Frechheit
Diese Aussage ist nicht nur eine Frechheit, die Nazis und Demokraten in einen Topf wirft, sondern entbehrt auch jeden Realitätsbezugs. Denn es waren in den vergangenen Jahren nicht etwa Linke, sondern ausschließlich immer wieder Faschisten, die die Rosenmontagsumzüge für Störungen, Krawalle und Verbreitung ihrer menschenfeindlichen Propaganda missbraucht haben. Also: Schluss mit der Gleichsetzung von linken Demokraten und Nazi-Schlägern. Die Feinde der Demokratie stehen rechts. Heinz-W. Hammer, per Mail |
SPD Essen, 03.02.2016 Wir brauchen mehr Zivilcourage
WAZ, 03.02.2016 Leserbrief Preisgegeben
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Mittwoch, 03.02.2016 Preisgegeben
Frank Radzicki, Essen |
WAZ/NRZ, 02.02.2016 „Wir brauchen keine Bürgerwehr“
![]() WAZ/NRZ / Essen,Dienstag, 02.02.2016 „Wir brauchen keine Bürgerwehr“
Karnevalisten lehnen geplanten Einsatz von „Wir für Essen“ kategorisch ab. Vize-Polizeipräsidentin sieht Risiko der rechtsextremen Unterwanderung
Die Ankündigung der selbsternannten Bürgerwehr „Wir für Essen“, erstmals am Rosenmontagszug in Aktion zu treten, ist auf breite Ablehnung gestoßen – nicht nur bei der Polizei, sondern insbesondere auch bei den Essener Karnevalisten. „Eine Bürgerwehr im Karneval ist nicht nötig“, sagt stellvertretend Thomas Spilker, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft „Fidelio“ Essen 1902, und fügt hinzu: „Fanatiker von Rechts und Links sollten sich andere Tummelwiesen für ihr Gedankengut suchen.“ Martina Thon, stellvertretende Behördenleiterin der Essener Polizei, sieht durchaus das Risiko der Unterwanderung einer Bürgerwehr durch rechte Gruppen. Denn eine solche Gruppierung komme nach den Vorfällen der Silvesternacht nun einmal mit einem „extremen Geschmäckle“ daher: „Die klare Intention ist doch, nicht für mehr Sicherheit zu sorgen, sondern bestimmte Personengruppen ins Visier zu nehmen“, ist die Leitende Kriminaldirektorin überzeugt.
Auch das Festkomitee Essener Karneval, Veranstalter des Essener Rosenmontagszuges in Rüttenscheid, lehnt das Engagement von Bürgerwehren kategorisch ab. Sein Sprecher Oliver Weiß verweist auf das mit der Polizei und der Stadt Essen detailliert abgestimmte Sicherheitskonzept. „Für Sicherheit an diesem Tag sorgt allein die Polizei, ihr gehört unser ganzes Vertrauen.“ Schätzungsweise 200 000 Menschen strömen an Rosenmontag nach Rüttenscheid, wo der Essener Straßenkarneval traditionell seinen Höhepunkt erlebt. Festkomitee-Sprecher Oliver Weiß will sich durch die Sicherheits- und Bürgerwehr-Debatte die Freude am Karneval keinesfalls verderben lassen. „Die Menschen sollen nach Essen kommen und unbeschwert feiern, die Sicherheit ist gewährleistet.“ Die Karnevalisten werden selbst ein Heer an Ordnern aufbieten, um den närrischen Lindwurm sicher durch die Rüttenscheider Straßen zu führen. Denn für die Absicherung der Zugmaschinen, Schlepper und Anhänger gelte die Faustformel „Pro Rad ein Ordner“. „Wir Karnevalisten werden alles dazu tun, dass die Bürger in Rüttenscheid und Kupferdreh schöne und sichere Züge erleben können“, betont auch Fidelio-Chef Thomas Spilker. „Wir wollen einen unbeschwerten Rosenmontag mit vielen lachenden und bunt kostümierten Besuchern am Rande des Karnevalsumzuges.“Bildunterschrift: An der Martinstraße will die umstrittene Initiative „Wir für Essen“ Rosenmontag in Aktion treten. Doch die Karnevalisten lehnen ihren Einsatz ab und verlassen sich lieber auf die Essener Polizei. FOTO: SEBASTIAN KONOPKA |
NRZ, 02.02.2016 Leserbrief Nicht verübeln
![]() NRZ / Essen, Rubrik Leser-Klartext,Dienstag, 02.02.2016 Nicht verübeln
Frank Radzicki, Labberghang |
WAZ, 02.02.2016 Leserbrief Die Mitte fehlt
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Dienstag, 02.02.2016 Die Mitte fehlt
Karl H. Klein-Rusteberg, Essen |
WAZ/NRZ, 01.02.2016 Bürgerwehr tritt Rosenmontag in Aktion
![]() WAZ/NRZ / Essen,Montag, 01.02.2016 Bürgerwehr tritt Rosenmontag in Aktion
Polizei lehnt solche Gruppierungen strikt ab. Umstrittener Freiwilligenverband nennt sich jetzt „Wir für Essen“. 40 Männer und Frauen in orangefarbenen Pullovern wollen für Sicherheit sorgen
Bei der heftig umstrittenen Gründung vor einer Woche nannten sie sich noch „Bürger(Wehr) Essen“. Inzwischen hat sich die Initiative einen moderat klingenden Namen verpasst: „Wir für Essen“ mit einem Smiley dahinter. Nichts geändert hat sich an den ursprünglichen Zielen, nämlich in der Stadt für mehr Sicherheit und Ordnung zu sorgen und insbesondere Straftaten zu verhindern. Jetzt steht auch fest, wann der umstrittene Freiwilligenverband zum ersten Mal öffentlich in Aktion treten wird: an Rosenmontag. „Wir werden am Karnevalsumzug auf der Martinstraße im Einsatz sein“, sagt „Wir für Essen“-Sprecher Heiko Scheidereiter dieser Zeitung. Details würden aber erst am Tag selbst mitgeteilt, heißt es abwehrend. Fest stehe bisher, dass etwa 40 Mitglieder der Gruppe – Männer und Frauen – zum Einsatz kämen. Auf ein einheitliches Erscheinungsbild werde Wert gelegt. „Wir tragen orangefarbene Pullover, um uns abzuheben“, teilt der Sprecher mit. Das Thema Bürgerwehr kocht seit den skandalösen Übergriffen und Vergewaltigungen in der Silvesternacht von Köln überall im Lande hoch. Mit der Rosenmontags-Aktion will „Wir für Essen“ ein klares Zeichen setzen. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, betont ihr Sprecher.
Um Missverständnissen vorzubeugen, betont das Präsidium: Gegen den aufmerksamen, sicherheitsbewussten und besonnenen Bürger, der verdächtige Vorkommnisse umgehend der Polizei melde, sei überhaupt nichts einzuwenden. „Wir brauchen den Bürger und seine Beobachtungen“, bekräftigt Sprecher Ueberbach. Doch zugleich warnt er in gefährlichen Situationen vor Übermut und erst recht vor Selbstjustiz durch selbsternannte Freiwilligenverbände. „Diese Leute sind nicht entsprechend ausgebildet und ausgerüstet, daher gefährden sie andere und sich selbst.“ Sein dringender Appell: „Im Notfall immer den Polizeiruf 110 alarmieren.“ Die Etikettierung als Bürgerwehr lehnt der „Wir für Essen“-Sprecher ab, der Begriff sei falsch gewählt gewesen. „Wir wollen nicht Angst und Schrecken verbreiten, sondern nur für Sicherheit sorgen.“ Was das Unbehagen gegen Bürgerwehren befördert, sind ihre auffälligen Verbindungen zum Rechtsextremismus, zu Neonazis und zur Hooligan-Szene. Die in Essen gegründete Initiative hat sich aber demonstrativ von „Fremdenfeindlichkeit und jeglichem Extremismus“ distanziert. Sie verteidigt auch das Asylrecht für politisch Verfolgte und Menschen aus Kriegsgebieten. „Wir sind kein Haufen von Schlägern oder Neonazis, sondern lediglich besorgte Bürger“, sagen sie. Unperfekthaus-Inhaber Reinhard Wiesemann, inspiriert von US-amerikanischen „Nachbarschafts-Beobachtern“ und „Schutzengel“-Initiativen, hatte der frisch gegründeten „Bürger(Wehr) Essen“ vor einer Woche in seinen Räumlichkeiten noch ein Forum geben wollen. Allerdings entfachte er mit dieser unerwarteten Form der Solidarisierung einen Sturm der Entrüstung nicht nur in der linken, grün-alternativen Szene. Das Treffen fiel aus, das Unperfekthaus musste sogar einen Tag schließen. Max Adelmann, Sprecher von „Essen stellt sich quer“, weist darauf hin, dass einer der maßgeblichen Köpfe der Essener Bürgerwehr einst der berüchtigten Dortmunder Skinhead-Rockband „Oidoxie“ („Ruhm und Ehre der deutschen Wehrmacht“) angehört habe. Details über das Innenleben oder gar die tatsächliche politische Ausrichtung von „Wir für Essen“ zu erfahren, gestaltet sich schwierig. Es handelt sich um eine geschlossene, über 200 Mitglieder zählende Facebook-Gruppe. Ein Insider berichtet lediglich von „Verwerfungen und Austritten“ und sagt: „Da ist im Moment viel in Bewegung.“Bildunterschrift:
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WAZ, 01.02.2016 Leserbrief Polizei zuständig
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Montag, 01.02.2016 Polizei zuständig
Jürgen Bordt, Essen |
Versuchte Gründung im Unperfekthaus
Essen-stellt-sich-quer, 22.1.2016: Aufruf zur Kundgebung
WAZ, 29.01.2016 Leserbrief USA kein Vorbild
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Freitag, 29.01.2016 USA kein Vorbild
Lothar Blocklinger, Essen |
NRZ, 28.01.2016 Leserbrief Keine Wende
![]() NRZ / Essen, Rubrik Leser-Klartext,Donnerstag, 28.01.2016 Keine Wende
Eberhard Wühle, per Mail |
WAZ, 27.01.2016 Leserbrief Ungerecht
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Mittwoch, 27.01.2016 Ungerecht
Dieter Frey, Essen |
WAZ, 27.01.2016 Leserbriefe Besorgte Bürger
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Mittwoch, 27.01.2016 Besorgte Bürger
Hans Weckmüller, Essen |
WAZ/NRZ, 26.01.2016 Wiesemann entschuldigt sich für Wortwahl
![]() WAZ/NRZ / Essen,Dienstag, 26.01.2016 (WAZ:) Wiesemann entschuldigt sich für Wortwahl
(NRZ:) Wende bei Wiesemann
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WAZ, 26.01.2016 Leserbrief Dickes Brett
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Dienstag, 26.01.2016 Dickes Brett
Norbert Bäck, Essen |
NRZ, 25.01.2016 Leserbrief Unperfekt
![]() NRZ / Essen, Rubrik Leser-Klartext,Montag, 25.01.2016 Unperfekt
Joachim Krings, per E-Mail |
WAZ/NRZ, 23.01.2016 Unperfekthaus floh in die Schließung
![]() WAZ/NRZ / Essen,Samstag, 23.01.2016 Unperfekthaus floh in die Schließung
Inhaber Reinhard Wiesemann sah wegen der Anti-Bürgerwehr-Demo die Sicherheit gefährdet: „Niederlage der Demokratie“. Polizei gegen Bürgerwehr
Wegen der aufgeheizten Atmosphäre rund um die Gründung einer Essener „Bürgerwehr“ im Unperfekthaus, sah sich Gründer und Inhaber Reinhard Wiesemann gestern gezwungen, das Kreativzentrum in der nördlichen Innenstadt ab nachmittags zu schließen - zum ersten Mal seit Bestehen des Hauses, wie Wiesemann betont. Er habe wegen einer Demonstration der linken Initiative „Essen stellt sich quer“ vor dem Unperfekthaus die Sicherheit seiner Gäste und Mitarbeiter nicht garantieren können. Die Bürgerwehr-Gruppe hatte ihr Treffen bereits zuvor abgesagt.
„Diejenigen, die so etwas propagieren, lähmen die Möglichkeit, Lösungen zu finden“, sagte Wiesemann. Das Unperfekthaus habe mit Nazis nichts zu schaffen. „Aber wir sind auch gegen selbsternannte Gutmenschen, die glauben, Menschen mit anderen Meinungen aus der Gesellschaft ausschließen zu müssen, so dass sich niemand mehr traut, mit ihnen zu reden.“ Die Polizei dementierte gestern eine Behauptung von „Bürgerwehr“-Sprecher Pierre Müller, Beamte würden ins Unperfekthaus kommen, „um uns aufzuklären, was wir dürfen, können, sollen und was nicht“. Polizeisprecher Marco Ueberbach bestätigte zwar, dass eine entsprechende Einladung eingetroffen sei. Jedoch hätte definitiv kein Polizist an dem geplanten Gründungstreffen teilgenommen. Dazu habe man keinerlei Veranlassung – im Gegenteil: „Wir sind gegen eine Bürgerwehr.“ Damit ist die Polizei ganz auf Linie mit der Stadt, wie Ordnungsdezernent Christian Kromberg erklärte: „Klassische Bürgerwehren durchbrechen das staatliche Gewaltmonopol“. Das sei nicht hinnehmbar. Gruppierungen, die die Grenze zur Repression überschreiten, „sagen wir den Kampf an“, so Kromberg. Es sei durchaus notwendig, dass sich Bürger für die Sicherheit in ihrer Stadt engagieren – aber nur vorbeugend und in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und Institutionen in den Stadtteilen. Als Beispiel für gute Kooperation gilt das „Aktionsbündnis sicheres Altenessen“, dem es gelungen sei, gemeinsam mit Bürgern für ein besseres Sicherheitsgefühl zu sorgen.Bildunterschrift: Vor dem Unperfekthaus an der Friedrich-Ebert-Straße fuhr am Abend Polizei auf. Wegen einer Demonstration der linken Initiative „Essen stellt sich quer“ hatte Inhaber Reinhard Wiesemann sein Haus geschlossen FOTO: SOCRATES TASSOS |
WAZ, 23.01.2016 Kommentar Wie die Hysterie um sich greift - auf allen Seiten
![]() WAZ / Essen, Rubrik Kommentar,Samstag, 23.01.2016 Wie die Hysterie um sich greift - auf allen Seiten
Sprache ist wichtig, das gilt in diesen aufgeheizten Zeiten noch mehr als sonst. Wer eine „Bürgerwehr“ gründen will, setzt mit diesem Wort automatisch Bilder in die Köpfe, die problematisch sind, um es vorsichtig zu sagen. Es ist zwar in Ordnung, wenn Menschen ihr Unsicherheitsgefühl auch durch eigenes Engagement dämpfen wollen, und das Aufpassen auf sich und andere ist nicht nur erlaubt, sondern schon wegen der explodierenden Einbruchskriminalität geradezu geboten. Entscheidend dabei: Das Gewaltmonopol der Polizei muss jederzeit und ohne Ausnahme respektiert werden. Mindestens einige derjenigen, die in Essen eine „Bürgerwehr“ gründen wollten, boten aber Hinweise, dass sie genau mit diesem Grundsatz Probleme haben könnten. Völlig zu recht hätten die Behörden das Recht und die Pflicht, solche Zeitgenossen im Auge zu behalten und notfalls in die Schranken zu weisen – mit den Mitteln des Rechtsstaates. Das ist das eine. Aber Hysterie gibt es nicht nur bei verhinderten „Bürgerwehr“-Gründern, sondern eben auch auf der Gegenseite. Man kann Reinhard Wiesemann, den Gründer und Inhaber des Unperfekthauses, mit einigem Recht Naivität, eine eher unpolitische Grundhaltung und auch ein allzu sonniges Menschenbild vorwerfen. Ich bin sehr oft ganz anderer Meinung als er und finde auch: Nicht mit jedem lassen sich noch „gesittete Gespräche“ führen, wie Wiesemann sie im Auge hatte, als er den Wehr-Leuten einen Raum zugestand. Ihn aber mit Boykott-Drohungen und hysterischen Verwünschungen zu überziehen, weil er in seinem Kreativzentrum nicht bei jedem Besucher eine lückenlose politische Gesinnungsprüfung abhielt, ist eine Anmaßung sondergleichen. Gegen Extremismus gleich welcher Couleur zu kämpfen, ist ja richtig. Aber wer im beleidigenden Ton und im Stil eines Polit-Kommissars nun schon die Wiesemanns in die Ecke der Unanständigen und Unberührbaren bugsiert, ist drauf und dran, sich selbst aus dem demokratischen Spektrum zu verabschieden und kocht sein eigenes Süppchen: Es geht um Macht und Debattenhoheit mit den Mitteln der Hexenjagd und der Denunzierung, und um sonst gar nichts. Hier ist derselbe Geist der Bevormundung am Werk, der über politisch unwillkommene Phänomene Schweigegebote verhängen will und den wir nach den Silvester-Vorfällen in Köln so krachend scheitern sahen. Wiesemann hält dem seinen fast altmodisch anmutenden Glauben an eine Freiheit entgegen, die Konsens noch da sucht, wo dieser tatsächlich nur noch schwer herzustellen ist. Aber das ist immer noch besser, als die unerträgliche Arroganz der Selbstgerechten, die mittlerweile so viele Debatten vergiften. |
NRZ, 23.01.2016 Kommentar Kein Platz für Dorfsheriffs und Schutzbengel
![]() NRZ / Essen, Rubrik Kommentar,Samstag, 23.01.2016 Kein Platz für Dorfsheriffs und Schutzbengel
Wer sich Bürgerwehr nennt, muss mit Gegenwehr rechnen. Historisch zu belastet ist der Begriff, der eine Waffenpflicht und dem Militär ähnliche Strukturen zur Verteidigung einer Stadt umschreibt. Wer seinen Spieltrieb derart ausleben möchte, der sollte sich einen dafür geeigneten Ort in der Einöde suchen, sich aber keinesfalls an der öffentlichen Sicherheit in einer Gemeinde versuchen. Da bringen andere, die Polizei und kommunale Ordnungskräfte, mehr Expertise und vor allem die dafür notwendigen Hoheitsrechte mit. Natürlich dürfen Bürger besorgt sein. Doch den Glauben an den konsequenten Vollzug von Gesetzen und Vorschriften müssen sie – trotz der Kölner Erfahrungen – nicht gleich verlieren, wenn das eigene Sicherheitsgefühl nicht mehr übereinzubringen ist mit den oftmals als Beschwichtigung empfundenen Zahlen einer in der Tat wenig aussagefähigen Kriminalstatistik. Die Bürger definieren die Sicherheit in ihrem Lebensumfeld nicht über die faktische Kriminalitätsbelastung. Verschmutzung, Vandalismus, dunkle Ecken bestimmen die Gefühlswelt weitaus mehr, als der wiederholte nüchterne Verweis darauf, dass die Stadt Essen im bundesweiten Vergleich objektiv als relativ sicher einzustufen ist. Dieser Satz interessiert auch niemanden, der zum Opfer eines Einbruchs oder eines Überfalls geworden ist. Dagegen helfen kann mehr Personal für die Polizei, aber auch mehr Aufklärung darüber, wie sich jeder Einzelne besser schützen kann, und eine Gestaltung des öffentlichen Raums, die mehr Sicherheit vermittelt . Dass Essen darin Nachholbedarf hat, steht außer Frage. Doch wird die Stadt keinen Deut sicherer, wenn selbsternannte Schutzbengel durch die Straßen laufen, um böse Buben von Straftaten abzuhalten. Mal abgesehen davon, dass sie sich schnell selbst in Gefahr bringen und in eine Situation, die sie ab einem gewissen Punkt der Eskalation nicht mehr beherrschen können. Es gibt Betätigungsfelder genug, um sich vorbeugend für die Sicherheit stark zu machen. Keine Stadt kann von sich behaupten, ohne das Engagement, die Aufmerksamkeit und die Verantwortung ihrer Bürger fürs Gemeinwohl eine sichere zu sein. Doch sollte sich die Mitwirkung allein auf die Vorbeugung beschränken und nicht die Grenze zur Repression überschreiten. Ziel einer möglichst kleinräumigen Kriminalprävention muss es sein, möglichst viele Akteure in den Stadtteilen an einen Tisch zu holen, wie es das Aktionsbündnis sicheres Altenessen erfolgreich exerziert. Diese Stadt braucht keine Dorfsheriffs. |
WAZ, 23.01.2016 Leserbrief Kaputt gespart
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Samstag, 23.01.2016 Kaputt gespart
Norbert Schlegel, Essen |
Die Grünen Essen, 22.1.2016 Bürgerwehr zieht Rechtsextreme und Neonazis an
WAZ/NRZ, 22.01.2016 Essener „Bürgerwehr“ in Gründung
![]() WAZ/NRZ / Essen,Freitag, 22.01.2016 Essener „Bürgerwehr“ in Gründung
Besorgte Bürger wollen sich heute ausgerechnet an einem Ort der Kreativszene treffen: im Unperfekthaus. Inhaber Reinhard Wiesemann unterstützt die Initiative
Bürgerwehren schießen in diesen unruhigen Tagen wie Pilze aus dem Boden. Jetzt schließen sich besorgte Bürger auch in Essen zusammen. Der Freiwilligen-Verband will sich „Bürger (Wehr) Essen“ nennen. Das bestätigte ihr Sprecher Pierre Müller aus Kettwig dieser Zeitung. Weitaus erstaunlicher als die Gründung an sich ist der Ort, an dem sich diese besorgten Essener Bürger an diesem Freitag versammeln. Es handelt sich um das Unperfekthaus, eine Vorzeige-Adresse der regionalen Kreativszene. Dessen Inhaber und Gründer Reinhard Wiesemann hat am Donnerstag demonstrativ eine Lanze für die Bürgerwehr-Leute gebrochen und eindringlich davor gewarnt, sie in die rechtsextreme oder gar neonazistische Ecke zu rücken. „Wir sollten einfach akzeptieren, dass sich Leute für die Sicherheit in dieser Stadt engagieren“, sagte Wiesemann dieser Zeitung. In einem ausführlichen, auch übers soziale Netzwerk Facebook verbreiteten Rundschreiben begründet der Unperfekthaus-Inhaber sein Engagement für diese private Sicherheits-Initiative. Er verweist auf positive Beispiele in den Vereinigten Staaten, auf so genannte „Neighborhood-Watch-Areas“ (auf Deutsch soviel wie „nachbarschaftliche Beobachtungsgebiete“) und Initiativen wie die „Guardian Angels“ („Schutzengel“).
Am Donnerstagnachmittag verbreitete Bürgerwehr-Sprecher Pierre Müller das erste offizielle Statement dieser „unpolitischen“ Gruppe. „Wir sind kein Haufen von Schlägern oder Neonazis, wir sind besorgte Bürger“, heißt es darin, „wir werden durch Essens Straßen laufen, nur um da zu sein.“ Hetze und Gewaltverherrlichungen würden strikt abgelehnt. Ausdrücklich akzeptiert die Bürgerwehr das Gewaltmonopol des Staates. Man wolle „böse Buben“ von Straftaten abbringen und werde wichtige Beobachtungen an die Polizei weiterleiten. In Anspielung auf Notwehr-Situationen heißt es dann aber: „Bei akuten Handlungen, wo ein sofortiges Eingreifen nötig ist, werden wir dies zum Schutz zum Beispiel des Überfallenen tun.“ Das Unperfekthaus kritisiert den „Shitstorm“ und verteidigt das Bürgerwehr-Treffen am Freitag. „Wenn jetzt massenweise Leute das Unperfekthaus mit nur einem Stern bewerten und versuchen, unseren Ruf zu ruinieren, dann ist das eine sehr faule Reaktion.“ Bürgerwehr-Sprecher Pierre Müller weist auf die Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium hin. Die Polizei werde im Unperfekthaus „vor Ort sein, um uns aufzuklären, was wir dürfen, können, sollen und was nicht“. Bürgerwehr Bocholt zahlt 8,50 Euro Stundenlohn
(nur WAZ:) Kommentar Beängstigende Hysterie Von Gerd Niewerth Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Das trifft leider auch auf Unperfekthaus-Macher Reinhard Wiesemann zu. Derselbe, der tatkräftig mitanpackt, das problematische Nordviertel in ein blühendes Kreativquartier zu verwandeln, schießt weit übers Ziel hinaus, wenn er sich geradezu naiv als Steigbügelhalter betätigt und den Leuten der Bürgerwehr Essen in den Sattel verhilft. Die Sprecher dieser neugegründeten Gruppe mögen noch so viele innige Bekenntnisse zur Demokratie und zum Gewaltmonopol des Staates ablegen. Eines werden sie aber nur schwer in den Griff bekommen: dass eben doch radikale Rechtspopulisten und fanatische Fremdenfeinde, dumpfe Hooligans und Schläger in ihrem Verband den Ton angeben. Der nicht zu Unrecht besorgte Bürger hat jetzt schon die Möglichkeit, genauer hinzuschauen und verdächtige Vorfälle der Polizei zu melden. Dazu bedarf es keiner Patrouillen und Schäferhunde, keiner Schlagstöcke und Schreckschusspistolen. Bürgerwehren sind kein Zeichen für Besonnenheit, sondern eines für die seltsame Hysterie, die sich jetzt auch in der Essener Bürgerschaft zu entfalten droht. Wir brauchen keine Bürger, die von Selbstjustiz träumen, sondern eine starke, sichtbare, schützende Polizei.Bildunterschrift: Das Unperfekthaus gegenüber dem Einkaufszentrum Limbecker Platz ist als Kreativquartier ein Treffpunkt von Künstlern, Intellektuellen. Nun trifft sich hier auch die neugegründete Bürgerwehr Essen. FOTO: FRANZISKA BOMBACH |
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