Aus Essen stellt sich quer
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SPD-Ortsvereine aus dem Essener Norden wollten Demo gegen Flüchtlinge
Kurzfristige Absage der Demonstration / Reaktionen
WAZ/NRZ, 26.04.2016 Guido Reil kandidiert für Vorstand der SPD
![]() WAZ/NRZ / Essen, Rubrik Leute,Dienstag, 26.04.2016 Guido Reil kandidiert für Vorstand der SPD
Nach Informationen der WAZ wird Reil auf dem Parteitag am 7. Mai für einen Vorstandsposten kandidieren. Will da einer nicht nachsagen lassen, er kritisiere nur, statt es besser zu machen? Reil wollte sich gegenüber der Redaktion dazu nicht äußern, verwies auf Gespräche, die es mit dem geschäftsführenden Vorstand um den designierten Parteivorsitzenden Thomas Kutschaty zu führen gelte. Der hat seinen Personalvorschlag bereits formuliert: Die beiden bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Petra Hinz und Arno Bischoff sollen Kutschaty zur Seite stehen, für den der Altenessener Ratsherr Karl-Heinz Endruschat als weiterer Stellvertreter in den Vorstand aufrücken solle. Letzteres darf als Signal an jene in der Partei verstanden wissen, die der Meinung sind, es seien zu viele Mandatsträger aus Land und Bund oder deren Mitarbeiter an der Parteispitze vertreten. Kritiker haben sich auch deshalb in einer „Zukunftswerkstatt“ zusammen gefunden. Guido Reil ist einer ihrer Sprecher. Die Personaldebatte auf dem Parteitag dürfte also munter werden. Wobei der SPD, was die Wahl der Stellvertreter angeht, Kampfabstimmungen erspart bleiben. Abgestimmt wird per Listenwahl, diejenigen mit den meisten Kreuzen hinter ihrem Namen sind gewählt. schy FOTO: KOKOSKA |
WAZ/NRZ, 04.02.2016 „Genossen, das geht so nicht!“
![]() WAZ/NRZ / Essen,Donnerstag, 04.02.2016 „Genossen, das geht so nicht!“
Die bundesweit beachtete Integrationskritik der Nord-Ortsvereine hat auch die Krise der SPD Essen gnadenlos offengelegt. Gekämpft wird mit harten Bandagen
Der mediale Wirbel um die drei SPD-Ortsvereine im Essener Norden - er reißt nicht ab. Überregionale Zeitungen, der „Spiegel“, private und öffentlich-rechtliche Sender gaben sich die Klinke in die Hand, zuletzt war „Report Mainz“ am Karnaper Markt. Wieder konnten Guido Reil und Stephan Duda von der SPD Karnap und Jürgen Garnitz von der Altenessener SPD am Dienstag vor einem ARD-Millionenpublikum darlegen, warum sie besorgt sind über zu viel Zuwanderung und warum sie sogar eine - dann abgesagte - Protestdemo organisieren wollten. Längst gilt Essen als bundesweites Paradebeispiel dafür, dass es in der SPD zwischen Führung und Teilen der Parteibasis riesige Differenzen gibt. Dass dies innerhalb der Essener SPD nicht nur für Freude sorgt, ist klar. „Es gärt in der Partei“, weiß ein Beteiligter, der ungenannt bleiben will. Vor der gestern Abend anberaumten Aussprache zwischen den Spitzen von Partei und Fraktion mit den Demo-Initiatoren sorgte eine Resolution für zusätzlichen Zündstoff, die der Vorsitzende des Ortsvereins Huttrop/Südostviertel, Andreas Wiemers, verfasst hat. Er ist hauptberuflich Mitarbeiter der SPD-Fraktion im NRW-Landtag und gilt als Vertrauter von Parteichefin Britta Altenkamp. Mahnende Überschrift: „Genossen, das geht so nicht!“
Aufschlussreich ist allerdings auch, wer nicht dabei ist: Es fehlen alle Ortsvereine aus dem Essener Norden und aus dem Großraum Borbeck. Selbst im Süden ist die Kritik keineswegs einhellig: Kupferdreh, Stadtwald oder Kettwig etwa sind nicht dabei. Einige Ortsvereinsvorsitzende gaben auf Anfrage an, nichts von dem Schreiben gewusst zu haben. Andere, wie Matthias Blackert, Vorsitzender der SPD Stoppenberg, lehnten ab, sich der Aktion anzuschließen. „Angesprochen hat man mich.“ Resolution belegt die Zerrissenheit Im Hintergrund schwingt dabei Unzufriedenheit mit Parteichefin Altenkamp mit, die als Konfliktmanagerin mindestens umstritten ist. Unvergessen ist in der SPD ihre tragende Rolle bei der innerparteilichen Demontage des früheren OB Reinhard Paß wie auch ihr gescheiterter Versuch, eine Ersatzkandidatin aufzubauen. Nachdem SPD-Ratsherr Guido Reil der WAZ jenes mittlerweile berühmte integrationskritische Interview gab, wollte sich Altenkamp im Namen der Essener SPD von dem Karnaper öffentlich distanzieren, wurde aber von anderen Mitgliedern des SPD-Vorstands zurückgepfiffen. In der schließlich veröffentlichten Pressemitteilung mussten Altenkamp und Ratsfraktionschef Rainer Marschan ihre Grundsatzkritik an Reil als „Privatmeinung“ deklarieren. Maßgeblich dafür gesorgt haben soll der angesehene Altenessener Sozialpolitiker und Ratsherr Karlheinz Endruschat, aber auch die Bundestagsabgeordnete Petra Hinz. Ihr werden Ambitionen nachgesagt, Altenkamp als Essener Parteichefin zu beerben. Nun hat der Reil-Konflikt Altenkamps Ansehen zwar gewiss nicht vergrößert. Ob die Luft aber wirklich dünn wird für die Landtagsabgeordnete, darüber gehen die Meinungen auseinander. Tatsache ist: Außer von der Basis – also von unten –, droht Altenkamp auch Druck von oben. Denn die Landes-SPD wird nicht gerne sehen, dass es mal wieder der Unterbezirk Essen ist, der im Streit versinkt. Kritik an Landtags-Profis: Weder Bodenhaftung noch Bürgernähe Die so für dumm Verkauften keilen im internen Machtkampf zurück, attestieren den eher linken, meist im höheren Juso-Alter befindlichen Polit-Profis schlicht zu wenig Bodenhaftung und Bürgernähe. „Die haben doch keine Ahnung, wie es bei uns an der Basis aussieht und sind von Britta wirtschaftlich abhängig“, spottet ein Sozialdemokrat aus dem Norden. Klingt nicht danach, als würden bei der SPD Essen so schnell gemütliche Zeiten anbrechen.Bildunterschrift:
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WAZ, 03.02.2016 Warum trauen wir uns so wenig zu?
![]() WAZ / Essen,Mittwoch, 03.02.2016 Warum trauen wir uns so wenig zu?
Flüchtlinge. Die abgesagte Demo der Nord-SPD und die Flächenfrage beschäftigen die WAZ-Leser
Ich hatte nach dem Interview mit Herrn Reil tatsächlich die Hoffnung, dass sich etwas ändert – aber nein, es ändert sich gar nichts. Es ist schon sehr bedenklich, dass Demos aufgelöst, Andersdenkende diskreditiert und verleumdet werden und Protestaktionen faktisch verboten werden. Da hat ein Politiker endlich mal den Mut, die Dinge beim Namen zu nennen und auf die Missstände hinzuweisen, die real vorhanden sind und schon jault die Meute auf. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Leute in der Politik gibt, die die Offenheit und Qualität des Herrn Reil haben und den Mund aufmachen und aufzeigen, dass ein Umdenken erfolgen muss. Die Essener SPD-Ortsvereine sagen ihre Demo ab! Da haben sie in letzer Sekunde noch rechtzeitig die Kurve gekriegt und sich auf ihre Kernkompetenzen besonnen: Nein, wir wollen unser Land nicht so schützen, wie es andere europäische Nationen schon tun, wir wollen es vielmehr abschaffen. Wenn die Essener SPD der Vorhof der Herzkammer dieser Partei in NRW ist, braucht sie schnellstmöglich einen neuen Herzschrittmacher. Britta Altenkamp hat wieder einmal bewiesen, dass sie diese Aufgabe nicht bewältigen kann. Ingo Pohlmann |
WAZ, 26.01.2016 Leserbrief Unsensibel
![]() WAZ / Essen, Rubrik Leserforum,Dienstag, 26.01.2016 Unsensibel
Jürgen Bordt, Essen |
WAZ/NRZ, 25.01.2016 „Alle sind sehr erschrocken“
![]() WAZ/NRZ / Tagesthema / polititsches Magazin (Mantel),Montag, 25.01.2016 „Alle sind sehr erschrocken“
Die in letzter Minute abgesagte „Der Norden ist voll“-Kundgebung gegen Flüchtlinge schüttelt die Essener SPD durch. Ein Ortstermin bei den Genossen in Altenessen
Düsseldorf/Essen. Thomas Kutschaty hätte sich für seinen Auftritt am Sonntagmorgen vermutlich eine andere Kulisse gewünscht. Hinter dem NRW-Justizminister hängt ein SPD-Banner, daneben ein Riesenschnuller, von der Decke baumeln bunte Girlanden und Luftballons. Zuletzt wurde hier im Awo-Club in Essen-Altenessen offenbar Karneval gefeiert. Nun sollen Aufklärungsarbeit und Abbitte geleistet werden. Die SPD Altenessen, die 250 Mitglieder und neuerdings bundesweite Beachtung hat, ist zur Jahreshauptversammlung zusammengekommen. Er sei dafür allerdings nicht von der Ministerpräsidentin nach Essen entsandt worden, betont Kutschaty: „Der Termin steht immer in meinem Kalender.“ Kutschaty stammt aus Essen-Borbeck, er ist stellvertretender Chef des SPD-Unterbezirks. Für dieses Jahr sei er bei den Altenessener Genossen schon lange als Versammlungsleiter eingeplant gewesen, auch weil Vorstandswahlen anstehen. Von allen Seiten hagelt es Kritik
Die Wucht der Debatte hat auch einen Profi wie Justizminister Kutschaty überrascht. „Ich habe noch nie erlebt, dass mein Handy-Akku an einem Tag leer war“, berichtet er. Auf die Frage, ob es großen Drucks aus Düsseldorf auf die örtliche SPD bedurft habe, um die Demo-Absage zu erreichen, meint er: „Es waren auch vor Ort alle sehr erschrocken, welche Entwicklung das Thema nahm.“ Man habe viele Gespräche geführt, aber allen sei schnell klar geworden, „dass wir uns nicht in die rechte Ecke stellen lassen dürfen“. Der Slogan „Der Norden ist voll“ wecke „gefährliche Assoziationen“. Der Altenessener Ortsvereinsvorsitzende Jürgen Garnitz wirkt zerknirscht. Er eröffnet die Jahreshauptversammlung mit einer Entschuldigungsrede. „Wir hatten eine Demo mit einem guten Gedanken und falscher Wortwahl geplant. Für diese Wortwahl möchte ich mich entschuldigen.“ Man leiste im Norden großartige Integrationsarbeit und wolle nur eine gerechte Verteilung der herkommenden Flüchtlinge erreichen. „Wir haben das Gefühl, dass das nicht so läuft.“ Die Stadt eröffnet zwar am 1. Februar eine Groß-Einrichtung für Flüchtlinge in Fischlaken, im grünen Süden Essens. Zudem wird ein Zeltdorf im wohlhabenden Burgaltendorf hochgezogen. Dennoch herrscht in den ehemaligen Arbeitervierteln des Nordens das Gefühl vor, die Verteilung von Asylbewerbern sei ungerecht. Die Vergangenheit hat eben gezeigt: Nach einer Weile ballen sich die Probleme eben doch wieder hier, wo die Mieten billig und die Hartz IV-Quote hoch ist. Die SPD-Spitze will die Verantwortung für die entglittene Debatte beim neuen CDU-Oberbürgermeister Thomas Kufen abladen. Es sei seine Aufgabe, „die Interessen aller Stadtteile im Blick zu haben“, kritisierte SPD-General Stinka. Derweil trösteten sich die Altenessener Genossen im bunt dekorierten Awo-Club damit, mit dem verunglückten Demo-Aufruf zumindest „alle wachgerüttelt“ zu haben.Bildunterschrift: SPD-Justizminister Thomas Kutschaty besuchte den SPD-Ortsverein Altenessen in einem Awo-Clubheim. FOTO: ULRICH VON BORN |
WAZ, 25.01.2016 Kommentar Wenn die SPD wie Pegida klingt
![]() WAZ / Titelseite (Mantel), Rubrik Kommentar,Montag, 25.01.2016 Wenn die SPD wie Pegida klingt
Wenn die Essener SPD wie Pegida klingt, sendet das an die Parteichefin und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gleich in zweifacher Hinsicht eine alarmierende Botschaft. Erstens: An der Basis ist der Frust über die Flüchtlingskrise offenbar so groß, dass jedes Gespür für das verheerende politische Signal von „Der Norden ist voll“-Rhetorik und Straßenblockaden verloren gegangen ist. Der wichtigste SPD-Landesverband wirkt ebenso zerrissen wie die „Wir schaffen das“-CDU. Zweitens: Im sozial gebeutelten nördlichen Ruhrgebiet, wo sich die von absoluten Mehrheiten verwöhnte Arbeiter-SPD gegen den Trend zum Nicht-Wählen stemmt, empfindet man eine immer größere Kluft zwischen der idealisierten Willkommenskultur und dem täglich erlebten Scheitern von Integration. Das Anliegen, Probleme schonungslos aufzuzeigen, ist deshalb richtig – ein kruder Demonstrationsmarsch aber eindeutig das falsche Instrument. Dass mancher SPD-Grande die in letzter Minute abgesagte Aktion in Essen bloß zur verunglückten Kritik an der räumlichen Verteilung von Flüchtlingen durch Essens CDU-Oberbürgermeister umdeutet, wirkt arg bequem. |
WAZ, 25.01.2016 Riesenwirbel um SPD-Demo gegen Flüchtlingsheime
![]() WAZ / Titelseite (Mantel),Montag, 25.01.2016 Riesenwirbel um SPD-Demo gegen Flüchtlingsheime
Empörung über das Motto in Essen: „Der Norden ist voll“
Essen/Düsseldorf. Eine von drei Essener SPD-Ortsvereinen angemeldete Demonstration gegen den Bau von Flüchtlingsheimen und der gleichzeitige Aufruf zu Straßenblockaden haben bundesweit heftige Reaktionen hervorgerufen. Erst nach deutlicher Kritik von SPD-Landeschefin und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an den eigenen Genossen wurde die für Dienstag zwischen Karnap und Altenessen geplante Aktion abgesagt. „Die NRW-SPD steht für eine offene und vielfältige Gesellschaft und eine Willkommenskultur für Flüchtlinge. Protestaktionen, die das in Frage stellen könnten, lehnen wir entschieden ab“, stellte Kraft klar. Unter dem Motto „Genug ist genug, Integration hat Grenzen, der Norden ist voll“, hatten die nördlichen Essener SPD-Ortsvereine Altenessen, Karnap und Vogelheim zu einem Protestmarsch gegen die angeblich ungerechte Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der Stadt aufgerufen. Der Vorsitzende der SPD Karnap, Stephan Duda, hatte sogar zivilen Ungehorsam eingefordert: „Wenn sich viele beteiligen, könnten wir es schaffen, den Stauder-Kreisel zu blockieren und den Verkehr zum Erliegen zu bringen.“ Die SPD-Spitze in Düsseldorf zeigte sich entsetzt über das Vorhaben der Parteibasis. Sowohl die Rhetorik als auch der geplante Ablauf der Veranstaltung hätten „eine vollkommen falsche Botschaft an die Bevölkerung gesendet“, sagte Krafts Generalsekretär André Stinka, der am Sonntag zu einem Krisentreffen nach Essen eilen musste. Offenbar hatten zwischenzeitlich AfD und NPD angekündigt, sich der SPD-Demo anzuschließen. In den sozialen Netzwerken entlud sich zudem viel Kritik. Mehrere CDU- und Grünen-Politiker rückten die Essener SPD in die Nähe von Pegida. „Das glaube ich jetzt nicht“, kommentierte Grünen-Landeschef Sven Lehmann den Demo-Aufruf des Koalitionspartners bei Twitter. Der Kurs der Regierungspartei in NRW werde „immer wirrer“, erklärte CDU-Oppositionsführer Armin Laschet. Organisator Duda bedauerte, dass das geplante Motto „Der Norden ist voll“ fatal an den NPD-Slogan „Das Boot ist voll“ erinnert habe. „Das hatte ich überhaupt nicht bedacht. Im Nachhinein ist diese Wortwahl natürlich sehr unglücklich“, sagte Duda. Eine berechtigte Debatte habe eine „ganz falsche Wendung“ genommen. |
WAZ, 25.01.2016 Es gärt in der Essener SPD
![]() WAZ / Tagesthema(Mantel),Montag, 25.01.2016 Es gärt in der Essener SPD
Die Integrationspolitik im Norden der Stadt gilt vielen als gescheitert
Essen. Es gärt schon länger in der Essener SPD, die immerhin einen der wichtigsten Unterbezirke der Regierungspartei von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft darstellt. SPD-Landesvize Britta Altenkamp ist lokale Chefin der Essener Sozialdemokraten, Justizminister Thomas Kutschaty ihr Stellvertreter. Wenn Dortmund als Herzkammer der Partei gilt, ist Essen mindestens der Vorhof. Zuletzt hatte Ratsherr Guido Reil eine stadtweite Debatte über die gescheiterte Integration von arabischstämmigen Migranten angezettelt. Reil, ein seit vielen Jahren engagierter Bergmann aus Karnap mit Talent zum Klartext, räumte in einem WAZ-Interview mit allerlei vermeintlichen Lebenslügen der SPD-Funktionäre auf. Sein Wort hat Gewicht: Im Norden, wo Reil zu Hause ist, fahren die Sozialdemokraten seit Jahrzehnten Mehrheiten ein. Reil berichtete von einer rundweg gescheiterten Integration im Essener Norden, wo der Migrantenanteil schon heute bei 40 Prozent liegt. Als früherer ehrenamtlicher Richter am Landgericht habe er libanesische Clans kennengelernt, „die uns und dieses Land verachten und uns auslachen, unserer Sozialgesetze ausnutzen, das ist haarsträubend“. Reil sieht deshalb auch für die Integration von Tausenden syrischer Flüchtlinge in Essen schwarz: „Bisher ist es uns kaum gelungen, Menschen aus dem arabischen Kulturkreis zu integrieren. Warum soll das demnächst besser klappen, wenn die Rahmenbedingungen wegen der großen Zahl von Flüchtlingen sogar schlechter werden?“, fragte er provokant. Endstation Hartz IV? Viele in der SPD dächten wie er, versicherte Reil. Die Partei müsse sich wieder darauf besinnen, „was sie groß gemacht hat: als Volkspartei die Interessen der arbeitenden Menschen zu vertreten“. Trotz der lebhaften Debatte, die das Interview auslöste, reagierte die SPD-Spitze in bester Funktionärsmanier: Parteichefin Altenkamp wollte Reil zurückpfeifen, fand aber im eigenen Vorstand keine Mehrheit. Ihre Autorität hat ohnehin gelitten. Bei der Kür des Oberbürgermeister-Kandidaten im vergangenen Jahr hatte sich die Essener SPD schwer blamiert. Altenkamp hatte den damaligen SPD-Amtsinhaber Reinhard Paß als unfähige Fehlbesetzung hingestellt, konnte sich mit einer Alternativkandidatin jedoch parteiintern nicht durchsetzen. Die OB-Wahl gewann schließlich klar CDU-Mann Thomas Kufen. |
NRZ, 25.01.2016 Wirbel um SPD-Demo gegen Flüchtlinge
![]() NRZ / Titelseite (Mantel),Montag, 25.01.2016 Wirbel um SPD-Demo gegen Flüchtlinge
Absage nach Krafts Kritik an Essener Ortsvereinen
Essen. Eine von drei Essener SPD-Ortsvereinen angemeldete Demonstration gegen den Bau von Flüchtlingsheimen und der gleichzeitige Aufruf zu Straßenblockaden haben bundesweit heftige Reaktionen hervorgerufen. Erst nach Kritik von SPD-Landeschefin und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an den eigenen Genossen wurde die für Dienstag zwischen Karnap und Altenessen geplante Aktion abgesagt. „Die NRW-SPD steht für eine offene und vielfältige Gesellschaft und eine Willkommenskultur für Flüchtlinge. Protestaktionen, die das in Frage stellen könnten, lehnen wir entschieden ab“, so Kraft. Unter dem Motto „Genug ist genug, Integration hat Grenzen, der Norden ist voll“, hatten die nördlichen Essener SPD-Ortsvereine Altenessen, Karnap und Vogelheim zu einem Protestmarsch gegen die angeblich ungerechte Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der Stadt aufgerufen. Die SPD-Spitze in Düsseldorf zeigte sich entsetzt über das Vorhaben. Sowohl die Rhetorik als auch der geplante Ablauf der Veranstaltung hätten „eine vollkommen falsche Botschaft an die Bevölkerung gesendet“, sagte Krafts Generalsekretär André Stinka. |
WAZ/NRZ, 25.01.2016 Genossen zwischen Trotz und Zerknirschung
![]() WAZ/NRZ / Essen,Montag, 25.01.2016 Genossen zwischen Trotz und Zerknirschung
Nach der Absage ihrer Demo hoffen die SPD-Ortsvereine im Norden, dass ihr Anliegen nicht ungehört bleibt. Ihre Wortwahl bedauern sie, in die rechte Ecke wollen sie sich nicht stellen lassen
Die SPD im Essener Norden hat am Wochenende einen Rüffel von der Ministerpräsidentin kassiert und Prügel vom politischen Gegner bezogen. Am schlimmsten aber traf sie der Beifall von der falschen Seite. AfD und NPD wären gern unter dem Motto „Der Norden ist voll“ gegen neue Flüchtlingsunterkünfte aufmarschiert – wie es die Genossen für Dienstag geplant hatten. Die Reaktionen sind so erwartbar wie verheerend: So fragt der Essener Grünen-Bundestagsabgeordnete Kai Gehring, ob die Sozialdemokraten nun „AfD und NPD nachlaufen wollen“, die Linke warnt vor „Stimmungsmache und Straßenblockaden“, der Essener CDU-Chef Matthias Hauer fordert die Sozialdemokraten auf sich zu schämen, das Thema Flüchtlingsunterbringung „weiter aufzuheizen“.
Sie bedauere die falschen Interpretationen der Demo, sagt etwa Bezirksvertreterin Birgit Petereit: „Der Norden ist bunt, wir leben gern hier, aber es gibt Belastungsgrenzen.“ In jüngerer Vergangenheit habe sich eine zarte Mittelschicht mit Eigenheimen entwickelt, für die Zukunft träume man von einer Marina: „Wer legt denn da ein Segelboot hin, wenn nebenan ein Flüchtlingsheim steht?“, fragt ein Genosse. Thomas Kutschaty, Landes-Justizminister aus Essen, aber mahnt: Man dürfe nicht Pegida Tür und Tor öffnen. „Der klassische Weg, seine Interessen klar zu machen, ist über die eigenen Mandatsträger, die im Rat mit über die Standorte mit entscheiden.“ Eine Botschaft, die ankommt – es gibt ein paar Wortmeldungen, aber keine hitzige Debatte. Auch vom angereisten NRW-Generalsekretär André Stinka fühlen sich die Genossen „nicht in den Senkel gestellt“, wie Ratsherr Karlheinz Endruschat formuliert. Der habe zwar Einzelgespräche geführt, „uns aber auch Unterstützung zugesagt“. Wir werden gehört, ist das allgemeine Empfinden, nachdem man den ersten Schock verdaut hat. „Mit der Nicht-Demo haben wir wohl mehr erreicht als mit der Demo“, sagt Jürgen Garnitz, der am Sonntag mit klarer Mehrheit als Chef der SPD Altenessen bestätigt wird. „Die Aktion ist gestorben, das Anliegen war richtig“, betont auch Stephan Duda, Vorsitzender der SPD Karnap und Initiator der Demo. Die Wortwahl im Aufruf sei total verunglückt, „den Schuh muss ich mir anziehen“. Dass Duda sich jetzt als verkappter Rechter beschimpfen lassen muss, hält Kutschaty für ein bedauerliches Missverständnis. Am vergangenen Donnerstag habe man gemeinsam das Flüchtlingsdorf in Karnap besucht: „Da kannten alle Herrn Duda, weil der Sportsachen für Flüchtlinge sammelt, mit denen Fußball spielt und sich am Runden Tisch engagiert.“ Bloß, dass Duda die geplante Demo nicht erwähnt habe, irritiere ihn. Das freilich kann Duda erklären: „Die haben wir uns erst Donnerstagabend ausgedacht. War halt ein Schnellschuss.“Bildunterschrift: Treffpunkt Awo-Club: NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (l.) mit dem Chef der SPD Altenessen Jürgen Garnitz. FOTO: ULRICH VON BORN |
Grüne 24.01.2016 Aufruf zur zur Sacharbeit und Besonnenheit
Die Linke 24.01.2016 Rassisten keine Steilvorlage liefern
CDU 24.01.2016 Kufen unterstützen
SPD-Essen 24.01.2016 Protestlauf findet nicht statt
Demonstrationsankündiung
NRZ, 23.01.2016 Nord-SPD plant Demo: „Der Norden ist voll“
![]() NRZ / Essen,Samstag, 23.01.2016 Nord-SPD plant Demo: „Der Norden ist voll“
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WAZ, 23.01.2016 Nord-SPD plant Demo: „Der Norden ist voll“
![]() WAZ / Essen,Samstag, 23.01.2016 Nord-SPD plant Demo: „Der Norden ist voll“
Straßenblockade gegen Flächen für Flüchtlinge
Bildunterschrift: Stephan Duda FOTO: OH |
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