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Krupp in Essen - Die Rüstungsschmiede des Dritten Reiches
WAZ, 31.01.2014 Der Bettelbrief, den Krupp abwies
![]() WAZ / Essen,Freitag, 31.01.2014 Der Bettelbrief, den Krupp abwies
Der neue Band der „Essener Beiträge“ handelt von den kaum erforschten Anfängen der Nazi-Ortsgruppe, dem Panzerbau und der Waldorfschule
Krupp und die Nazis. Die Geschichtsbücher sind voll von dieser furchtbaren Allianz, die Essen in abgrundtiefes Verderben führen sollte. An ein Kapitel aus den kaum erforschten Anfängen der Essener NSDAP erinnert der Leiter des Krupp-Archivs, Ralf Stremmel. Es handelt von einem Bettelbrief der noch unbedeutenden Ortsgruppe, den Krupp jedoch abweisen ließ. Nachzulesen ist diese aufschlussreiche Episode im neuesten Band der „Essener Beiträge“, dem traditionsreichen Zyklus des Historischen Vereins Essen. Den Brief hat Stremmel im eigenen Hause „ausgegraben“, denn der Verfasser Heinrich Unger, Chef der Nazi-Ortsgruppe und später stellvertretender Gauleiter, hat es bei Krupp einst zum Hauptbuchhalter gebracht. Dass er 1927, mit nur 59 Jahren, pensioniert wurde, hat für Stremmel einen triftigen Grund: „Augenscheinlich hielt ihn das Unternehmen für verzichtbar“. In dem Bettelbrief, datiert vom 15. Oktober 1927, hetzt Unger gegen die „jüdische Weltfinanz“, schwadroniert vom „betrogenen deutschen Volk“ und kündigt Böses an: „Wir lassen mit der Judenfrage nicht locker, sie wird von uns gelöst werden.“ Dies vorangeschickt gesteht er, „dass wir in Verdrückung sind“ - und bittet um „eine Beihülfe zur Abdeckung unserer Schulden“. Um exakt 763, 95 Mark (für 4 Trommeln, Verpflegung für Ausmärsche, Gauschulden) bittet Nazi-Unger. Doch das Geld sollte nicht fließen. Selbst die US-Ankläger in Nürnberg, so Stremmel, fanden später „keinen Beleg für eine finanzielle Unterstützung der NSDAP durch Firma oder Familie Krupp vor 1933“. Der ausführlichste Beitrag des Bandes stammt aus der Feder des pensionierten Borbecker Deutsch- und Geschichtslehrers Franz-Josef Gründges. Er handelt von der geheimnisumwitterten Geschichte des Panzerbaus und vom Bürgerengagement in der Siedlung Brauk. Gründges recherchierte im Krupp-Archiv, sprach mit Zeitzeugen, studierte alte Zeitungsbände - und appelliert: „Ich möchte erreichen, dass dieser geschichtsträchtige Ort ein Ort der Erinnerung bleibt.“ Ein eher unbekanntes Kapitel schlägt Volker van der Locht auf, der an die Blüte der anthroposophischen Schulen in der Weimarer Republik erinnert. Die „Freie Waldorfschule Essen“ zählte in den Zwanziger Jahren mit gut 500 Schülern zu den größten der Republik. Die zweite Schule, die Arbeiterbildungsschule der örtlichen Christengemeinschaft, folgte den gleichen Idealen. „Bemerkenswert ist, dass diese Schulen inmitten des Industriegebiets entstanden und starken Zulauf bei Arbeiterkindern fanden“, so der Autor. Umso bedauerlicher sei, dass der Schulneubau-Entwurf des Architekten Georg Metzendorf, des Schöpfers der Margarethenhöhe, nie verwirklicht wurde. Die Nazis verfolgten die Essener Anthroposophen und schlossen ihre Schulen. Eine Institution: der Historische Verein Essen
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