Aus Essen stellt sich quer
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Von-Seeckt-Straße und Von-Einem-Straße
06.02.2013, Südanzeiger: Keine Straßenumbenennung: "Eindeutiger Bürgerwille"
![]() Südanzeiger / Essen,Mittwoch, 06.02.2013 Keine Straßenumbenennung: "Eindeutiger Bürgerwille"
Nur 30% Wahlbeteiligung bei Bürgerentscheid im Stadtbezirk II
Von Michael Hoch SPD "Der Bürgerwille ist eindeutig zum Ausdruck gekommen und ist zu akzeptieren", sagt Dieter Hilser von der SPD Bündnis 90/Grüne Bündnis 90 / Die Grünen stehen trotz des Ergebnisses weiter dazu, die Geschichte aufzuarbeiten und kritisch zu bewerten. Vorstandssprecher Mehrdad Mostofizadeh: "Natürlich sind wir über das Ergebnis der Abstimmung enttäuscht. Positiv sehe ich, dass die von Rot-Grün auf Landesebene gesenkten Hürden für Bürgerentscheide diese Befragung erst möglich machten. Für uns war die historische Bewertung der negativen Lebensleistung der beiden Generäle der Kernpunkt unserer Argumentation für eine Umbenennung. Leider haben wir diese Inhalte nicht erfolgreich vermitteln können." Matthias Klahold, Fraktionssprecher
der GRÜNEN ergänzt: Wir stehen weiter
dazu, die Geschichte kritisch zu
bewerten, auch wenn die
Rückbenennung mit diesem
Bürgerentscheid hinfällig
wurde.
Piraten Die Piraten aus Rüttenscheid begrüßen das hohe Engagement der Bürger in der Frage zur geplanten Straßenumbennennung. "Es hat sich nun bestätigt, dass die Bezirksvertretung II an der Mehrheit der Bürger vorbei entschieden hat. Wir fordern, dass die Einwohner hier vor Ort in Zukunft stärker miteinbezogen werden - Im Zweifel, muss man auch auf politische Vorhaben ganz verzichten", so Alexander Piechowski von den Rüttenscheider Piraten. Die Linke "Die klare Niederlage beim
Bürgerentscheid zur
Straßenumbenennung in der BV
II ist nicht weg zu diskutieren",
heißt es
seitens der Linken, "eine bessere
Kommunikation vor der Entscheidung
wäre in der Nachschau
wahrscheinlich zielführender
gewesen. Das wird
uns aber nicht daran hindern,
weiter daran mitzuwirken,
Essener Geschichte kritisch
aufzuarbeiten." so Cornelia
Swillus-Knöchel, Vertreterin
der Linken in der BV II. "Wir
werden auch weiterhin die
Bürgerinitiative "Irmgard und
Ortrud" unterstützen, z.B.
beim Setzen von Stolpersteinen
vor den beiden "Judenhäusern".
Essen steht AUF Für Dietrich Keil, Ratsherr
"Essen steht AUF" stört sich
am Begriff "Schmutzkampagne".
"Wenn jetzt Pro Von
das engagierte Eintreten von
Anwohnern und Unterstützern
für die Rückbenennung als
"Schmutzkampagne" bezeichnet, ist das
kein guter Stil. Die ProVon-Anhänger
beklagten zum Beispiel durch das
Von-Seeckt-Hitlerplakat "in die
rechte Ecke gestellt zu werden. Das
hat nie jemand behauptet außer ihnen selbst - das
Plakat galt der historischen Rolle
des preußischen Generals.
Bildunterschrift:
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06.02.2013, WAZ: Kommentar: glasklares Ergebnis
![]() WAZ / Essen, Rubrik Kommentar,Mittwoch, 06.02.2013 Ein glasklares Ergebnis
Es wäre gut, wenn die Stadtteilpolitiker sich jetzt wieder Themen wenden, die den Bürgern auf den Nägeln brennen, statt einem angemaßten geschichtspädagogischen Sendungsbewusstsein zu frönen. Leider lassen einige der ersten Stellungnahmen anderes befürchten. Nicht Einsicht in eine krachende Niederlage, sondern das Hoffen auf baldige Revanche hört man heraus. Das ist gerade angesichts der hohen Wahlbeteiligung unglaublich. Der Bürgerentscheid ist vor allem eine Mahnung an die SPD, die mal stolz darauf war, nah beim Bürger zu sein. Beim Straßenstreit war sie es definitiv nicht. Die SPD-Abgeordneten von Bund, Land und EU stilisierten den Rüttenscheider Straßenstreit in einem offenen Brief indirekt gar zur Frage von Krieg und Frieden hoch. Geht's vielleicht eine Nummer kleiner? Und bürgernäher? |
05.02.2013, WAZ: Leserbriefe: Wortspiel / Braune Zeiten / Posse geht weiter
![]() WAZ / Essen,Dienstag, 05.02.2013
Braune Zeiten
Posse geht weiter
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04.02.2013, WAZ: Kommentar: Gegen arrogante Geschichtspolitik
![]() WAZ / Essen, Rubrik Kommentar,Montag, 04.02.2013 Gegen arrogante Geschichtspolitik
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Aus der Informationsveranstaltung vom 22.02.2013
22.02.2012: Rede-Script von Günter Hinken auf Kundgebung
01.02.2013, WAZ: Spannung vor dem Wahlkampf
![]() WAZ / Essen,Freitag, 01.02.2013 Spannung vor dem Wahlkampf
Am Sonntag findet der Bürgerentscheid um die Umbenennung zweier Essener Straßen statt. Zum Abschluss des Wahlkampfes eine Analyse - und zwei kontrahäre Meinungen aus der WAZ-Redaktion
Es ist eine Premiere, und deshalb sind alle vorsichtig mit Prognosen. Denn noch nie hat es in Essen einen Bürgerentscheid auf der Ebene nur eines Stadtbezirks gegeben, und auch noch nie zu einem geschichtspolitisch heiklen Thema. "Wir sind selbst gespannt, auf welche Zahlen wir kommen", sagte Rüdiger Lohse vom Wahlamt. Er organisiert die kleine Wahl, bie der entschieden wird, ob die Von-Seeckt- und die Von-Einem-Straße in Ortrud- bzw. Irmgardstraße umgetauft werden. Die entscheidende Frage ist: Wird es mindestens einer der beiden gegnerischen Initiativen gelingen, die Hürde von 6860 Stimmen zu nehmen? 15 Prozent aller Stimmberechtigten muss hinter sich versammeln, wer in diesem Bürgerentscheid siegen will, in Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald und Bergerhausen sind 46 000 Bürger wahlberechtigt. Einen Anhaltspunkt liefert die Zahl der Briefwahlanträge, die sich laut Wahlamt auf etwa 3800 einpendeln dürfte. Beim Bürgerbegehren gegen den Masterplan Sport 2007 betrug der Anteil der Briefwähler 31 Prozent. Ist dies bei den Straßen ähnlich, dann würden hochgerechnet rund 12 000 Essener zur Abstimmung gehen. Falls nicht eine Seite weit davon zieht, könnte es knapp werden. Vielleicht lassen sich aber auch mehr Wähler als gedacht von der Leidenschaft anstecken, die die Kontrahenten beseelt und die in den letzten Wochen zu einem hitzigen Wahlkampf geführt hat - wechselseitige Verletzungen inklusive. Deutsche Geschichte ist hoch emotional, zumal wenn - wie hier - die NS-Zeit mitschwingt. Zahlreiche bundesweite Debatten zeigten, dass viele Deutsche diese Thema aufwühlt, und von dieser Stimmung hofft vor allem das Netzwerk Ortrud und Irmgard zu profilieren. Die eindrucksvolle Präsenz auf Straßen und bei Info-Veranstaltungen bewies: Wenn's drauf ankommt, verstehen sich Grüne und Linke aufs Mobilisieren. Die SPD als dritte Partei im Bunde hat sich hingegen auffallend zurückgehalten, sieht man ab von Aktivisten aus dem Rüttenscheider Umfeld und einigen Mandatsträgern aus Bund, Land und EU. Umstritten in seiner Wirkung blieb das Hitler-Plakat, von dem sich gestern der SPD-Ortsverein Bergerhausen distanzierte: "Es schadet unserem Anliegen", so Vorsitzender Lutz Coenen. Den Anfangsvorteil hatte zunächst die ProVon-Initiative. Ihr flogen die Sympathien vieler Bürger zu, sie erhielt dann die mehr oder weniger engagierte Hilfe von CDU, FDP und Essener Bürgerbündnis (EBB), die ihre logistischen Möglichkeiten in die Waagschale warfen. Hauptantrieb blieb das Fremdeln mit den geplanten alt-neuen Straßennamen und die Empörung über die als rüde empfundene Art, wie Stadtteilpolitiker die Umbenennung durchsetzen wollten. Der schwierigen inhaltlich-historischen Auseinandersetzung um Hans von Seeckt und Karl von Einem wich ProVon meist lieber aus. "Hat die Stadt nichts Wichtigeres zu tun als Straßen umzubenennen", blieb eines der populärsten Argumente. Welche Seite auch taktisch klüger agierte, wird der Sonntag zeigen.Bildunterschrift:
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01.02.2013, WAZ: 17 Wahllokale, die Briefwahl oder heute ins Wahlamt
![]() WAZ / Essen,Freitag, 01.02.2013 17 Wahllokale, die Briefwahl oder heute ins Wahlamt
Bildunterschrift: Am Wahltag wird abgestimmt. |
01.02.2013, WAZ: Eure Stimme für Ortrud!
![]() WAZ / Essen, Rubrik Kommentar,Freitag, 01.02.2013 Eure Stimme für Ortrud
Angesichts dieses bemerkenswerten bürgerschaftlichen Engagements scheint es fast putzig, dass sich dieselben Leute nicht zutrauten, ihre Papiere umschreiben zu lassen. So viel zum unzumutbaren Aufwand. Nun zum Argument des ignorierten Bürgerwillens: Was die Bezirksvertretung im Mai 2012 beschloss, nennt man repräsentative Demokratie. Und anders als von Provon behauptet, hatten sich immer wieder Essener an den Namen der Generäle von Seeckt und von Einem gestoßen: Den ersten Rückbenennungsversuch gab es 1947, und mit der Aufstellung des Gedenksteins vor einigen Jahren war die Debatte noch nicht verstummt. Die Generäle waren vielleicht keine Nazis, überzeugte Antidemokraten waren sie schon. Im Falle von Seeckts spricht Stadtarchivar Klaus Wisotzky von einem der Totengräber der Weimarer Republik. Die Pro-Von-Aktiven haben also recht, wenn sie sagen, die geplante Rückbenennung der Straßen sei dem Zeitgeist geschuldet — dem des 21. Jahrhunderts. So wie die Benennung nach von Seeckt und von Einem 1937 dem braunen Zeitgeist geschuldet war. Diese historische Wunde endlich zu heilen, sind die Freunde von Ortrud und Irmgard angetreten. Man kann ja verstehen, wenn Anwohner nicht auf ihre Adresse verzichten mögen - bloß gehören die Straßen nicht ihnen, sondern der Stadtgesellschaft. In deren Sinne meinte die Bezirksvertretung entschieden zu haben. Der enorme Widerstand zeigt, dass sie sich geirrt haben könnte, also folgert ProVon: Wir haben 5500 Unterschriften - zieht Euren Entschluss zurück. Gar so simpel aber ist die Sache nicht: Schon andere mit viel Rückenwind gestartete Entscheide scheiterten (Stuttgart 21). Folglich verursacht die Bezirksvertretung keine „unnötigen" Kosten, wenn sie alle Bürger im Bezirk abstimmen lässt. So geht Demokratie. Wenn nun möglichst viele ihre Stimme abgeben, haben am Ende übrigens alle gewonnen. |
01.02.2013, WAZ: Seltsame Doppelmoral
![]() WAZ / Essen, Rubrik Kommentar,Freitag, 01.02.2013 Seltsame Doppelmoral
Natürlich ist vieles richtig. Was über die beiden Generäle Kritisches gesagt wird. Beide sind typische Vertreter einer Zeit. in der Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln galt. beide fremdelten stark mit der Demokratie der Weimarer Republik, beide blieben Monarchisten und Anhänger der Vorstellung von deutscher Großmacht. beide zogen falsche Lehren aus dem Ersten Weltkrieg. Sie sind deshalb auch keine „Helden“. aber wer hat das jemals behauptet? Und wie viele andere historische Persönlichkei- ten gibt es auf Straßenschildern, die keine Demokraten waren, Kriege führten, Machtpolitik betrieben, Menschenrechte missachteten oder geistige Wegbereiter für linke oder rechte totalitäre Ideologien waren? Bei Anlegen ähnlicher Maßstäbe wie bei von Seeckt und von Einem müssten mindestens einige Hundert runter von den Schildern. Das gäbe ein fröhliches Säubern einmal quer durch die lange deutsche Geschichte, in der Licht und Schatten nah beieinander liegen. Eindeutige politische Verbrecher sind unzumutbar. das ist klar. Eei allen anderen sollte man sich der Mühe einer Abwägung unterziehen. Dazu gehört auch der Versuch, sie vor dem Hintergrund ihrer Zeit zu verstehen. Erstaunlicherweise muss man übrigens gar kein Demokrat sein, um bei den Essener Straßenumbenennern Gnade zu finden. Solange sie sich auf der richtigen Seite des politischen Spektrums bewegen, sind „falsche Helden“ nicht nur sicher, nein, sie können sich sogar anno 2012 [!) brandneuer Ehrungen erfreuen. Das Märtyrerschild für den kommunistischen Antidemokraten Philipp Müller an der Rüttenscheider Brücke könnte so auch in Ost-Berlin stehen - vor 1989 allerdings. Das peinliche Machwerk durchgedrückt haben die selben Politiker. die im Handstreich und gegen den Willen der meisten betroffenen Bürger die beiden Von-Straßen umbenennen wollen. Und um ein Haar wäre es gelungen, eine neue (!) Straße im Univiertel nach einem SED-Barden zu benennen. Demokratie? Nein. hier geht's um Ideologie. Macht und Deutungshoheit - und um sonst gar nichts. Es ist zu begrüßen. wenn Bürger sich gegen solche Anmaßung wehren. |
Leserbrief: zum Demokratieverständnis
01.02.2013, WAZ: Leserbrief Ortruds Verdienste
![]() WAZ / Essen,Freitag, 01.02.2013 Leserbrief: Ortruds Verdienste
Die beiden Generäle waren keine überzeugten Demokraten, aber auch keine Nazi-Generäle, sondern Monarchisten. Reichspräsident Ebert (SPD) gab General von Seeckt im November 1923 zur Niederschlagung des Hitler-Putsches in München diktatorische Gewalt, die von Seeckt pflichtgemäß ausübte und dann zurückgab. Es ist also eine Geschichtsfälschung, ihn - wie auf dem Plakat - als Hitler-Freund und Nazi-General darzustellen. Übrigens: Wenn es bei Straßen(um)benennungen nur um die
Ehrung für politische Verdienste
geht: Welche politischen Verdienste haben eigentlich Ortrud und
Irmgard?
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01.02.2013, WAZ: Leserbrief Machtausübung
![]() WAZ / Essen,Freitag, 01.02.2013 Leserbrief: Machtausübung
Was Herr von Seeckt auch geäußert haben soll, er ließ mich 13 Jahre in der Straße wohnen und ‘ kam nachts nicht mal als Spuk zu mir. Willemina Ebbink, Ottendorf |
01.02.2013, NRZ: Leserbrief: Einordnung fehlt
![]() NRZ / Essen,Freitag, 01.02.2013 Einordnung fehlt
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01.02.2013, NRZ: Leserbrief: Aufgedrückte Sicht
![]() NRZ / Essen,Freitag, 01.02.2013 Aufgedrückte Sicht
Zum Glück leben wir heute in einer Demokratie, die es jeden Tag zu verteidigen gilt. Deshalb ist es Pflicht, am Bürgerentscheid am Sonntag zur Straßenrückbenennung teilzunehmen. Das Kreuz gehört hinter Nein, weil wir auf diese Weise einen kleinen Beitrag dazu leisten, Unrecht wieder gut zu machen. Reinhard Völzke, Von-Einem-Str. |
17.01.2013, NRZ: Hitler als plakativer Kronzeuge
![]() NRZ / Essen,Donnerstag, 17.01.2013 Hitler als plakativer Kronzeuge
Tabubruch oder Faktenlage? Im Rüttenscheider Straßenstreit wird provokativ nachgelegt.
Sie haben selbst "stundenlang darüber diskutiert, ob wir das nun machen oder nicht" - Was wohl nichts anderes heißt, als: Ja, man kann trefflich darüber streiten, ob es angezeigt ist, die Stimmung vor dem Bürgerentscheid um zwei Rüttenscheider Straßennamen mit einem Plakat anzuheizen, dass Adolf Hitler 1936 mit einem der beiden Straßennamens-Paten zeigt. Am Ende haben sich jene, die die Umbenennung der Von-Einem- und der Von-Seeckt-Straße verteidigen, dafür entschieden, das Motiv abzusegnen. Weil es, wie Günter Hinken von der Anwohner-Initiative "Irmgard und Ortrud" gestern betonte, nicht um einen Tabubruch um des Tabubruchs willen ging, sondern darum, die Menschen "zum Nachdenken anzuregen". Darüber, dass die Männer, die da im November 1937 aufs Straßenschild gehoben wurden "Hitler buchstäblich nahe standen": "Für uns ist das keine Polemisierung", so Hinken, "sondern ein Plakat, das auf pointierte Art und Weise historische Fakten wiedergibt". Geliefert hat sie der Von-Seeckt-Biograf Friedrich von Rabenau, von dem nicht nur das Von Seeckt-Zitat von 1923 über Hitler stammt ("Im Ziele waren wir uns einig, nur der Weg war verschieden"), sondern der auch das 1936 bei einem Herbstmanöver im osthessischen Illnhausen entstandene Foto druckte: Das Zusammentreffen mit dem "Führer" sei für von Seeckt "eine der letzten großen Freuden seines Lebens" gewesen, schreibt er da. Die Umbenennungs-Befürworter sehen in ihrem Plakat, das seit gestern in 250-facher Auflage in Rüttenscheid hängt, zweifellos einen Coup, wollen aber auch Missverständnisse von vornherein vermeiden: Hitler-nah seien nur die Generäle gewesen, nicht etwa jene, die heute die 1937 eingeführten Straßennamen zu Ehren von Einems und von Seeckts verteidigen, hieß es gestern vorbeugend.
Diese Unterscheidung sei man auch den Vertretern des Bürgerbegehrens schuldig, die vorab über das Plakat informiert wurden. "Das war uns sehr wichtig." Dass man in der Debatte an tatsächlichen oder vermeintlichen Tabubrüchen kaum vorbeikommt, finden die Umbenennungs-Befürworter schon mit Blick auf die jüngste Straßennamen-Debatte in Münster bestätigt: Dort hatte man ein Plakat zur Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz mit der berühmten Hitlerverbeugung für den Reichspräsidenten bebildert: "Nein zu Hindenburg", hieß es da. Und dass sie es ernst meinen mit der ernsthaften Faktensuche, wollen die Gegner der alten Straßennamen auch mit einer öffentlichen Infoveranstaltung am Dienstag, 22. Januar, um 19 Uhr in der Aula des Maria-Wächtler-Gymnasiums an der Rosastraßen 75 unter Beweis stellen. Ein wenig Geschichtswissenchaftliches zu denn beiden Straßenpaten wird es dort geben, dazu Stehtischgespräche mit Schülern, dem SPD-Landtagsabgeordneten Peter Weckmann und Nazi-Verfolgten aus den beiden Straßen. "Wenn wir schon in die Debatte einsteigen", sagt Günter Hinken, "dann wollen wir auch die ganze Geschichte erzählen."Bildunterschrift: Plakativer Protest gegen die Beibehaltung der alten Straßennamen: Das Plakat mit dem Hitler-Konterfei. |
17.01.2013, WAZ: Initiative hängt 250 Hitler-Plakate auf
![]() WAZ / Essen,Donnerstag, 17.01.2013 Initiative hängt 250 Hitler-Plakate auf
Im Rüttenscheider Straßenstreit machen die Anhänger einer Umbenennung jetzt sehr zugespitzt auf ihr Anliegen aufmerksam. Keinesfalls wolle man die Gegenseite in die rechte Ecke stellen.
Im Straßen-Wahlkampf von Rüttenscheid gibt es eine neue Eskalationsstufe: Am Montag hat die Initiative ProVon angekündigt, mit einem Flugzeug für ihr Anliegen zu werben, die Straßennamen Von-Seeckt und Von-Einem beizubehalten. Am Mittwoch nun begann die Initiative Irmgard und Ortrud, 250 Hitler-Plakate im Bezirk aufzuhängen - aus rein aufklärerischen Gründen. So will es jedenfalls Günter Hinken verstanden wissen, der tatsächlich nicht im Ruf eines Populisten steht. Als Anwohner und Historiker gehe es ihm vielmehr darum, die Frage zu beantworten, ob die beiden auf den Straßenschildern verewigten Generäle nur harmlose Monarchisten waren, wie es die Gegenseite glauben machen will. Die plakative Antwort auf diese Frage lautet: "Von Seeckt stand - im wahrsten Sinne des Wortes - Hitler persönlich sehr nahe. Er war Vordenker der neuen Angriffsarmee und ist dafür von den Nazis gefeiert worden." Als Belege dienen ein Bild und ein Zitat, die beide der Hans von Seeckt-Biographie von Friedrich von Rabenau entnommen sind: Das Foto zeigt Seeckt und Hitler 1936 beim Herbstmanöver bei Illnhausen. Das Zitat stammt von 1923, damals äußerte von Seeckt nach einer Begegnung mit Hitler: "Im Ziele waren wir uns einig, nur der Weg war verschieden." Auf dem Plakat ist freilich nur der erste Teil des Satzes zu lesen, doch Hinken weist den Vorwurf der Verzerrung zurück. "Ein Plakat muss pointiert sein. Es geht uns hier nicht um Polemik; Wir wollen Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und laden die Bürger ein, die zugespitzte Darstellung zu überprüfen." Gelegenheit dazu gebe es bei einer Info-Veranstaltung am Dienstag im Maria-Wächtler-Gymnasium. Dort werde mehr zu hören sein über die gemeinsamen Ziele von Hitler und Seeckt. Der Bürgerentscheid werde von allen mit viel Aufwand betrieben, sagt Hinken. "Da wollen wir auch die ganze Geschichte erzählen." So hat sich der Historiker Thorsten Noack, der an der Von-Seeckt-Straße lebt, mit dem Schicksal der jüdischen Anwohner der Straße befasst. "Wir finden, es zeugt von wenig Sensibilität gegenüber den Opfern der NS-Zeit, wenn die Straßen weiter nach Menschen heißen, die den Weg der Mörder an die Macht bereitet haben." Wichtig ist Noack wie Hinken, dass es keineswegs darum gehe, die Gegenseite in die rechte Ecke zu stellen. Darum habe man die Pro-Von-Initiative vorab über das Plakat informiert. Man habe selbst lang über das Motiv diskutiert, sich aber durch das Beispiel Münster ermutigt gefühlt: Dort hatte ein Bürgerentscheid die Umbenennung des Hindenburgplatzes bestätigt - zuvor hingen in der Stadt Plakate, die Hindenburg und Hitler zeigten. Trotz der plakativen Provokation glaubt Hinken: "Wenn die Straßen erst wieder ihre ursprünglichen Mädchennamen tragen, werden bald alle zufrieden sein." Der Bürgerentscheid zu den Straßennamen
Bildunterschrift: Die Initiative "Ortrud und Irmgard" ist sich bewusst, dass dieses Plakat verstören kann. Doch sei es mit einer Einladung verbunden, die zugespitzte Aussage zu überprüfen: Am Dienstag oder unter www.irmgard-und-ortrud.de |
08.11.2012, WAZ: Antidemokraten gehören nicht auf Straßenschilder
![]() WAZ / Essen, Rubrik Gastkommentar,Donnerstag, 08.11.2012 Antidemokraten gehören nicht auf Straßenschilder
Ingo Lingenberg Die Rückbenennung der von denNazis 1937 veranlassten Namensehrungen ist schon lange überfällig. Ins Weltbild der Nazis passte die Geistes- und Wertehaltung der Generäle. Mit der Ehrung über Straßennamen wurde die Ideologie der Nazis propagiert. Es ist erschreckend, wenn es den Gegnern der Umbenennung schlicht um das Beibehalten der Straßennamen geht. Die „ProVon"-Aktivisten müssten doch wissen, dass die Ideologie dieser Zeit ein Bürgerbegehren nicht zugelassen hätte. Erst mit Beseitigung der Naziherrschaft durch die Alliierten haben wir zur Demokratie gefunden. Die Gestaltung der Zukunft bedarf demnach durchaus des Blickes in die Vergangenheit. Für Demokraten sind die Taten der Generäle nicht vergessen, sie gehören aber nicht geehrt auf Straßennamen. Seit ca. dreißig Jahren setzen sich immer wieder Menschen dafür ein, die Ehrungen rückgängig zu machen. Was für ein Bild wirft es auf unsere Stadt und unseren Stadtteil, sollten wir es mit dem Wissen von heute nicht schaffen, ausgewiesene Antidemokraten, Völkermörder und Schwulenhasser von den Straßenschildern zu entfernen. Das schlichte ideologische Festhalten an den Straßennamen der Generäle ist mit dem heutigen Wissen nicht verstehbar. Ein Vorbild für die Jugend ist die ehrende Beibehaltung der Namen der Generäle wahrlich nicht! Demokratische Grundwerte sind eben nicht beliebig. Die Rückbenennung der Straßen in Irmgardstraße und Ortrudstraße ist ein demokratischer Vorgang und hat mit Ideologie nichts zu tun. Das Mädchenviertel in Rüttenscheid erhält damit die 1906 vorgenommenen Namensgebungen zurück. Im Wissen um die Realitäten der Vergangenheit befürworten Historiker, viele Essener Bürger und die Anwohnerinitiative lrmgard und Ortrud die Rückbenennung der Straßen. Ingo Lingenberg ist Vorsitzender der SPD Rüttenscheid. Er antwortet hier auf den gestrigen Gastkommentar von Heidemarie von Münchhausen (CDU) |
07.11.2012, WAZ: Sie waren Monarchisten, aber keine Verbrecher
![]() WAZ / Essen, Rubrik Gastkommentar,Mittwoch, 07.11.2012 Sie waren Monarchisten, aber keine Verbrecher
Heidemarie von Münchhausen Ein besorgter Rüttenscheider Anwohner hat mir eine Publikation des US-Historikers William S. Lind mit dem Thema: „Auslöschung unserer Erinnerung!“ im Zusammenhang mit den Straßenumbenennungen in Rüttenscheid zugesandt. Immer mehr anscheinend missliebige historische Straßennamen werden getilgt. Jüngste Fälle sind der Hindenburgplatz in Münster und in Essen die Von-Einem-Straße und die Von-Seeckt-Straße. Solche Umbenennungen sind nicht so harmlos, wie sie zunächst erscheinen, sondern Teil einer schleichenden Ideologisierung. Man sollte sich nicht von seiner Geschichte abkehren. Fast alle großen Kulturen der Weltgeschichte haben sich stets an der Vergangenheit orientiert, haben ihre Vorfahren geehrt und gehasst. Man ist heute nicht klüger als sämtliche Generationen vor uns, das wäre Hochmut. Ich meine, dass eine Gesellschaft ohne Bezug zur Vergangenheit keine Basis bietet um die Gegenwart beurteilen zu können! Die Menschen damals waren nicht alle Rechtsextreme, sondern sie lebten in einer anderen Zeit und in einer anderen Welt. Sie haben manchmal Großartiges geleistet und schließlich erst die Entwicklung unserer heutigen politischen Bedingungen möglich gemacht. Auch „von Seeckt“ und „von Einem“ waren Männer ihrer Zeit, Monarchisten und damit nicht automatisch Verbrecher. Mir macht Sorge, dass diese Art von Persönlichkeitsverunglimpfung speziell von den etablierten Grünen ausgeht. Die Grünen werden oft als bürgerlich, gebildet und gut situiert und man höre, als weltoffen dargestellt. Umso mehr enttäuscht dieses engstirnige, ideologische Festhalten in Bezug auf die Umbenennung der Straßennamen. Viele Essener Bürger empfinden es als empörend, dass die Familiennamen von Seeckt und von Einem derart diskreditiert und politisch von den Grünen und der rot-rot-grünen Mehrheit im Bezirk instrumentalisiert werden. Heidemarie von Münchhausen sitzt für die CDU in der Bezirksvertretung II, in der SPD, Grüne und Linke den Beschluss fassten, die Straßen umzubenennen. In der morgigen WAZ antwortet ihr der Vorsitzende der Rüttenscheider SPD, Ingo Lingenberg, der neue Namen für nötig und richtig hält. |
07.11.2012, WAZ: Initiative appelliert an Politik: Bürgerwille Ernst nehmen
![]() WAZ / Essen, Rubrik Gastkommentar,Mittwoch, 07.11.2012 Initiative appelliert an Politik: Bürgerwille ernst nehmen
Straßen-Streit: Teurer Enscheid sei vermeidbar
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